Tobias Theimer

Chance verdient und genutzt

Vermutlich ist Tobias Theimer der fröhlichste Mitarbeiter, den Michael Förch jemals hatte. „Er hat so eine positive Ausstrahlung, immer gute Laune und er hat alle seine Kollegen im Griff“, erzählt der Leiter des Bauhofs Bad Friedrichshall. „Ich sag immer, wenn ich den sehe, geht die Sonne auf“, ergänzt Gärtnereileiter Michael Krebs. Mit ein Grund, warum die Gärtner und die Stadtverwaltung beschlossen haben, dem 27-Jährigen eine Chance zu geben. Seit einem knappen Jahr ist der ehemalige Mitarbeiter der LebensWerkstatt Bad Friedrichshall nun fest beim Bauhof angestellt.

Von der Werkstatt auf den Bauhof

Theimer wollte schon immer raus aus der Werkstatt. Maschinen und Fahrzeuge sind sein Ding, im Freien arbeiten sowieso. Die Jobcoaches suchten ihm verschiedene Praktikumsstellen. Zuletzt ist er in der freien katholischen Schule in Heilbronn beim Hausmeister. Aber so ganz das Richtige ist das auch nicht, denn dort arbeitet der junge Neudenauer seine Aufgaben meist alleine ab. Zu wenig Zuspruch für den kommunikativen Theimer. Doch zumindest ist es eine Art Training für den nächsten Versuch – beim Bauhof Bad Friedrichshall.

Tobias Thiemer beim Rasenmähen als Mitarbeiter des Bauhofs.

Bedenken? Unbegründet

Als Förch die Anfrage für einen ausgelagerten Einzelarbeitsplatz bekommt, ist er zunächst schon etwas skeptisch. „Ich habe Mitarbeiter, die schon mal einen harten Spruch loslassen und ich wusste ja nicht, was uns erwartet“, erinnert er sich. Der Bauhofleiter hatte Bedenken, dass Theimer vielleicht links liegengelassen wird. Doch man entscheidet sich für den Versuch und Theimer beginnt beim Bauhof zu arbeiten. „Und er hat sofort von allen Mitarbeitern Besitz ergriffen.“ Bei vierzig Leuten gebe es immer mal Stress, doch der Neudenauer ist das ausgleichende Element, blüht selbst auf.

Mit Freude bei der Sache

Am Anfang ist er in allen Abteilungen dabei, doch rasch entwickelt sich die Gärtnerei zum perfekten Einsatzort. „Natürlich hat er alles lernen müssen, aber hat sich eben auch alles erklären lassen“, erinnert sich Tim Kierzynowksi, als Truppführer Theimers Vorarbeiter. Er mache alles, was dazu gehört. Rasen mähen, Unkraut jäten, mit dem Laubbläser arbeiten und wenn die Kollegen Hecken schneiden, räumt er die Reste zusammen. Der 27-Jährige ist sich für nichts zu schade. Auch wenn er nicht alle Tätigkeiten übernehmen darf, ist er ein vollwertiges Mitglied des Teams.

Eine echte Bereicherung

Für Theimer selbst ist der Job beim Bauhof das Allergrößte, ein wahrgewordener Traum. „Mit drei oder vier Leuten zusammen zu arbeiten ist besser als alleine und man kommt auch mal woanders hin“, erzählt er. Zwei Mal wird der Vertrag verlängert, bevor es dann endgültig den sozialversicherten Arbeitsplatz gibt. „Die Verwaltung stand voll dahinter und ich bin überzeugt, es war genau die richtige Entscheidung“, meint Förch. Deswegen empfiehlt er seinen Kollegen auf regionalen Treffen auch, es ebenfalls mal mit einem Mitarbeiter mit Behinderung zu probieren. „Das läuft sicher nicht überall gleich, aber er hatte die Chance verdient und hat sie genutzt“, betont er. „Ich bin halt ein guter Fang“, entgegnet Theimer schelmisch und schon müssen alle wieder lachen.


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